Erst zum Schluss unserer Reise muten wir uns Teheran zu. Die Stadt ist riesig, die paar Sehenswürdigkeiten sind weit verstreut und allein die Metro ist schon eine Erfahrung für sich. Während immer noch viele Menschen der westlichen Welt großes Unbehagen verspüren, wenn wir beginnen von Teheran zu sprechen, ist unsere einzige Besorgnis, wie wir von A nach B kommen angesichts der horrend teuren Taxipreise, der gesteckt vollen Metro und der großen Distanzen, die wir zurücklegen müssen.
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Die Freude aus der Metro heraus zu sein, hält aber nur so lange an, bis wir bemerken, dass unsere zwei männlichen Mitreisenden nicht mit ausgestiegen sind. Zumindest sind sie nirgends wo zu entdecken. In den ersten paar Stunden in der Großstadt haben wir uns also bereits verloren. Auch in den Massen der nächsten Metro-Züge sind sie nirgendwo zu erkennen. Es vergeht eine verschlagene halbe Stunde, die wir in der Metrostation warten und langsam aber sicher steigt die Nervosität. Dann endlich huscht am anderen Bahnsteig ein Fotorucksack zwischen den Leuten herum, und ich bin mir sicher, dass das Andreas sein musste. Im Sprint geht es also noch einmal durch die ganze U-Bahn-Station, damit wir uns nicht wieder verpassen. Wieder gefunden gibt es Erklärungsbedarf. Wie konnte das passieren? Tatsächlich sind die beiden nicht weiter gefahren, als sie sollten, sondern nicht einmal in die Metro eingestiegen. Zu dem Zeitpunkt, wo wir uns schon in der Metro eingeschlichtet hatten, sind sie zwar vor offenen Türen aber einer Wand aus Menschen gestanden. Das ging ihnen dann bei der nächsten Metro nicht anders. Die Abteile für Männer sind noch einmal viel voller als die für Frauen. Die Traube an Menschen, die in jeder Station aus der Metro fällt, schafft auch keinen Platz. Irgendwann haben sie es dann doch geschafft, dass sie sich irgendwie hineindrängen und mittels ausgestreckter Hand und dem kräftigen Ziehen und Drücken der Iraner im Abteil haben sie es dann auch beide wieder hinausgeschafft aus der Metro. Also die Metro in Teheran ist an gewissen Zeiten definitiv kein Zuckerschlecken - zumindest zu den Stoßzeiten.
Während wir damit beschäftigt sind, die USA-feindlichen Graffitis zu fotografieren, können sich vorbeigehende IranerInnen das Schmunzeln nicht verkneifen. Es muss witzig für sie wirken, wenn heute westliche Touris Gefallen daran finden sich vor diesen Graffitis zu fotografieren. Gegen die Politik der USA zu wettern ist das eine, Antisemitismus ist leider das andere. Und leider sind bei den Graffitis auch antisemitische Elemente wie der Davidstern auf der Spitze des Weißen Hauses zu finden. Antisemitismus spielt innerhalb des Iranischen Regimes auf jeden Fall eine Rolle, wie verbreitet er innerhalb der Bevölkerung ist, konnten wir allerdings nicht feststellen. Klar ist, dass die Fronten zwischen Israel und Iran verhärtet sind und Debatten rund um das Atomprogramm Irans tragen keineswegs zur Entschärfung bei. Für uns wird es nach diesem Abend Zeit das Land wieder zu verlassen. Man kann also sagen, dass wir mit den Graffitis erst zum Schluss der Reise die Seite Irans gesehen haben, die so vielen im Westen vorschwebt, wenn sie von diesem Land hören, dass für viele nichts weiter als ein blinder Fleck auf der Landkarte mit einem höchst umstrittenen Atomprogramm ist. Wir trennen jedenfalls zwischen der Politik des Regimes und der ansässigen Bevölkerung und werden das auch auf unseren zukünftigen Reisen tun.