Da wir nicht mit einem eigenen Fahrzeug unterwegs sind, müssen wir wohl oder übel manchmal auf angebotene Touren zurückgreifen, um etwas herum zu kommen. In Yazd bietet sich die Möglichkeit die klassischen Ausflugsziele Karanaq, Chak-Chak-Tempel und Meybod mit einer Tagestour abzudecken. Mehr als einen Tag braucht es für diese drei Orte auch wirklich nicht, aber mit dem Fotografieren und dem einen oder anderen Sonderwunsch dauert dann vor allem Karanaq viel länger, als dem Fahrer lieb gewesen wäre.
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Aber Karanaq ist auch das Beste an der ganzen Tour. Als wir nach der einstündigen Fahrt aussteigen und die ersten verfallenen historischen Gebäude der Stadt sehen, freuen wir uns, dass das Sonnenlicht vormittags genau richtig auf die Stadt fällt. Eine Zeit wird vereinbart und dann geht es los durch die Gassen und überdachten Gänge der Stadt. Ein Geheimtipp ist Karanaq auch schon länger nicht mehr. Die BesitzerInnen des bekannten Silk Road Hotel haben hier sogar ein Hotel errichtet und Teile der Stadt wurden bereits renoviert. Nicht immer sind solche Renovierungen gelungen. Davon sehen wir allerdings nur etwas unmittelbar neben der Parkmöglichkeit und des Eingangs zur Altstadt. Erst einmal im Stadtkern können wir die wunderschöne verfallene Lehmarchitektur rund um uns bewundern.
Uns ist beim Betreten der Stadt schon klar, dass wir unbedingt auf die andere Seite müssen, um den Blick auf die Stadt zu haben. Bei einem Aquädukt im Tal sehen wir eine Straße vorbeischlängeln, von wo wir genau diesen Blick auf die Stadt haben sollten. Wir versuchen also unserem Fahrer zu erklären, wohin wir noch wollen, bevor es weitergeht. Das ist auf Anhieb gar nicht so leicht. Er spricht fast überhaupt kein Englisch und zuerst einmal fährt er an der Straße vorbei. Dann wird ihm aber klar, worum es uns geht und schon stehen wir auf der anderen Seite. Von hier aus sieht man auch, in welche tolle Landschaft die Stadt eingebettet ist. Das Problem ist nur, dass wir für ein gutes Foto einfach noch zu niedrig stehen. Das heißt, wir müssen so schnell wie möglich auf den nächsten Bergrücken. Der Fahrer bleibt etwas verwirrt zurück, er ist davon ausgegangen, dass wir für ein paar Sekunden aussteigen und dann wieder weiterfahren. Das kann uns zwar nicht aufhalten, aber es stresst schon, wenn man weiß, dass unten der Fahrer wartet. Das ist eben der große Nachteil, wenn man nicht selber fährt. Im Eiltempo geht es dann hinauf und hinab, um zwischendurch ein paar gute Fotos zu schießen. Wie sehr wir uns nach unserer Erkundungstour bemüht haben, schnell wieder zum Auto zu kommen, kann man denke ich am Foto ganz gut erkennen.
Dann ging es zum zoroastrischen Chak-Chak-Tempel in der Umgebung. Mitten im Nirgends schaut diese Tempelanlage aus dem Fels heraus. Der Tempel ist zugegeben keine sonderliche Schönheit, aber ein wichtiges Erbe der immer kleiner gewordenen zoroastrischen Glaubensgemeinschaft. Die steilen Treppen hinauf kommen wir zur Quelle des Berges und zum Herzstück des Tempels. Nach den Chak-Chak-Geräuschen des tropfenden Wassers wurde dieser Tempel benannt. Goldene Schwingtüren mit charakteristischen Wächterfiguren, wie wir sie schon aus Persepolis kennen, führen uns direkt zum Ewigen Feuer, dass in der Mitte des steinernen Tempels lodert und zumindest theoretisch nicht erlischen darf. Feuer spielt eine zentrale Rolle im Zoroastrismus. Es symbolisiert das Gute und Reine auf der Welt. War der Zoroastrismus noch Staatsreligion im sassanidischen Reich, so gibt es heute im Iran nur noch schätzungsweise um die 20.000 GlaubensanhängerInnen. Der Chak-Chak-Tempel zählt zu den wichtigsten Heiligtümern. Hier treffen sich alljährlich im Juni die Gläubigen, um an den zehn Tage andauernden Feierlichkeiten teilzunehmen.
Unsere letzte Station an diesem zunehmend heißer werdenden Tag ist die alte Karawanenstadt Meybod. Das Stadtbild kann zugegeben nicht mit dem der Stadt Yazd mithalten, aber der Besuch lohnt trotzdem, wenn man sich für die Arg Zitadelle und diverse Taubentürme und Wasserspeicher interessiert. Die Arg Zitadelle ist auch unser erster Stopp. Die Anlage befindet sich auf einem erhöhten Plateau und als wir dann die verschiedenen Ebenen der Zitadelle hoch kommen, haben wir schließlich einen tollen Blick auf die Altstadt rund um uns. Ein kleines Highlight für uns ist dann der Taubenturm, weil wir bis dato noch nicht die Gelegenheit hatten, einen von innen zu sehen. Der Taubenturm ist keine Besonderheit von Meybod und gerade auch in Isfahan lassen sich diese Türme finden. Heute sehen wir im Inneren des Turms nur noch Fake-Tauben, die wohl verdeutlichen sollen, wofür diese Türme da waren. Jedenfalls fanden hier früher massenhaft Tauben Unterschlupf und ihre Exkremente konnten dann zu Dünger weiterverarbeitet werden. Unser Fahrer ist nach dem längeren Stopp in Karanaq direkt überrascht, dass wir bei den anderen Stationen nicht länger gebraucht haben. Wir sind geschafft von der Hitze und sind dann auch recht froh, dass wir nicht den ganzen Tag unterwegs waren. Die Tour war insgesamt recht nett, aber auch nicht umwerfend. Und wie immer wären wir eben gerne auf eigene Faust unterwegs gewesen.
1 Kommentar
Tolle Reiseberichte und richtig gute Fotos. Iran würden wir auch gerne mal bereisen.
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Iran
2015 & 2014
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Februar 2016
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