All das soll natürlich nicht darüber hinwegtäuschen, dass Frauen im Iran natürlich unterdrückt werden. Dagegen führen Frauen und auch Männer einen noch lang währenden Kampf. Aber by the way von Gleichberechtigung kann man in Europa auch nicht sprechen. Ich habe oft den Eindruck, dass einige Menschen die Emanzipation der Frau an einem Fetzen Stoff festmachen und um so winziger der wird, desto emanzipierter soll die Frau dann sein. Ein Tschador oder ein Kopftuch sagen aber rein gar nichts über die Emanzipation aus.
Iranerinnen waren immer an vorderster Front dabei. Sie sind gebildet, politisch und alles andere als still! Wer mehr über die Stellung der Frau in der iranischen Gesellschaft lesen möchte und ihren feministischen Kampf lesen möchte, dem/der kann ich beispielsweise Artikel „Frauen und Frauenbewegung im Iran. Zwischen Regierung, Religion und Tradition“ von Katajun Amirpur empfehlen – nachzulesen unter: http://www.bpb.de/internationales/asien/iran/40152/frauen Jetzt aber zurück zu uns Frauen als Reisende im Iran. Gerade in punkto Kleidung gibt es natürlich ein paar Sachen zu beachten. |
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In Isfahan soll es bald eine geben, bis dato kann man nur in Teheran mit der
Metro
fahren und es gilt der Rat: Geht in die Abteile nur für Frauen, auch wenn ihr mit männlicher Begleitung unterwegs seid! Diese Abteile sind immer ganz vorne und ganz hinten vom ganzen Zug zu finden und werden auch mit Trennlinien an den Bahnsteigen markiert. Gleich anschließend an die Frauenwaggons gibt es die gemischten Waggons, aber wer nicht ständig berührt werden will von den Iranern, der sollte darauf verzichten. So gesteckt voll wie die Metro ist, kann man den Männern nicht einmal einen Vorwurf machen, wen sie einen berühren, es ist gar nicht anders möglich. Aussteigen ist so und so Horror, egal in welchem Waggon man sich befindet und man darf nicht glauben, dass man im Frauenabteil weniger berührt oder angefasst werden würde, aber es ist immer noch angenehmer mit Frauen so hauteng in Kontakt zu stehen als mit Männern.
- Auch bei Bussen gibt es getrennte Bereiche für Frauen und Männer, aber die kann man eigentlich ignorieren, gerade wenn man mit einem männlichen Reisepartner unterwegs ist. Als Frau alleine ist es vermutlich naheliegender sich neben eine Frau zu setzen. Wirklich ins Gewicht fallen diese getrennten Bereiche nicht und in dem Zug, mit dem wir gefahren sind, waren sie gar nicht vorhanden.
- Kleidungsvorschriften gibt es im Iran und die gilt es auch zu beachten. Das heißt ein Kopftuch muss her und bis auf Hals und Unterarme darf wirklich nicht mehr Haut gezeigt werden. Generell lassen sich auch die Kleidervorschriften etwas locker handhaben. Gerade bei sommerlichen Temperaturen ist das auch ganz praktisch. So ist es zum Beispiel als Tourist gar kein Problem die Unterarme frei zu lassen. Das was ich auf dem Bild rechts an habe, ist völlig ausreichend. Den Umhang habe ich auch erst im Iran gekauft. Die gibt es so um die 4 Euro überall zu kaufen und die sind wirklich angenehm und lang genug. Wie ihr seht, kann auch das Kopftuch durchaus locker getragen werden, wir haben sogar eine Iranerinnen mit einem ganz durchsichtigen Kopftuch gesehen – auch eine Art des Protests. ;) Nur in heiligen Stätten wie Qom sollte man dann genauer auf die Kleidungsvorschriften achten, alleine schon, damit man sich selber wohler fühlt. Denn dort sind auch die IranerInnen konservativer gekleidet. Tschadors gibt es immer vor den Moscheen zum Ausborgen, da muss man sich also auch keine Gedanken machen.
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- Rauchen wird immer noch nicht so gern gesehen bei Frauen. Aber es ist auch nicht wirklich ein Problem und wen wer in der Runde Zigaretten anbietet, dann werden die Frauen nicht ausgelassen. Zumindest war es so bei uns Touristinnen.
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Es gibt sie beinahe überall, die „
Hello-Boys
“, die dir als Frau schon von der Weite zurufen, dich anstarren und herumnerven. Mit diesen Halbstarken wirst du im Iran sicher konfrontiert werden, die lassen sich aber getrost ignorieren. Das Problem ist nicht nur das Alter und die Dummheit dieser Burschen, sondern auch ihre Sozialisation durch sexistischen Schund wie „Amercian Pie“ und dergleichen. Dass mitunter dadurch ein total verfälschtes Bild von einer westlichen Frau entsteht, braucht eigentlich nicht zu wundern.
- Generell gilt: Auf keinen Fall schnäuzen am Tisch und auch bei dem „ Daumen hoch “ Zeichen ist Vorsicht geboten. Das heißt nämlich im Iran so etwas wie Arschloch und auch wenn die meisten IranerInnen wissen, dass es bei uns eine andere Bedeutung hat, kann das immer noch ganz schön daneben gehen.
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Berührungen
mit iranischen Männern sollte man meiden, das kann falsch verstanden werden und wird auch von offizieller Seite nicht gerne gesehen. Immerhin gibt es auch Sittenwächter, die kontrollieren, ob eh kein Pärchen Händchen hält. Auf jede Berührung braucht man allerdings auch nicht verzichten, es kommt eben auf die Beziehung, die man zu den Menschen vor Ort aufgebaut hat und auf die Situation an. Und als wir dann im Nachtzug im offenen Waggon sahen, dass die Frau vom Mullah es sich einfach auf seinem Schoß bequem machte um zu schlafen, fragten wir uns, warum wir eigentlich immer so peinlich darauf geachtet hatten uns nicht zu berühren.
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Ganz wichtig für Frau und Mann: Keine offiziellen Gebäude, Brücken oder PolizistInnen
fotografieren
– da wird man wirklich festgenommen und kann sich mit Hilfe der Botschaft dann aus einem Spionage-Vorwurf heraus reden.
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Als Frau nicht die Hand ausgestreckt zu bekommen, kann oft ein Zeichen des Respekts sein, nicht beleidigt sein deswegen. Eine iranische Freundin hat uns das mit folgenden Worten erklärt: In Iran women are like a princess, you can’t touch them, the are to valuable. Das heißt aber wiederum auch nicht, dass Männer, die dir die
Hand geben
keinen Respekt vor dir haben. Meistens ist es einfach eine Frage, wie konservativ die Familie oder der Mann ist und ob konservativere Familien rund um nicht schlecht über einen reden könnten.
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